Hüttenwanderung mit Kindern
In den Sommerferien 2017 haben wir das Abenteuer "Hüttenwanderung mit Kindern" gewagt. Gemeinsam mit einer befreundeten Familie haben wir uns die 4-tägige Chiemgautour rausgesucht. Diese ist laut Deutschem Alpenverein für Familien mit größeren, trittsicheren Kindern geeignet. Diese Tour führt von Aschau im Chiemgau über die Hochrieshütte (weil die Riesenhütte geschlossen ist), das Spitzsteinhaus und die Priener Hütte wieder zurück nach Aschau.
An der Talstation der Kampenwandbahn kann man für 2,- Euro pro Tag sein Auto parken und dann von hier aus die Wanderung starten. Die erste Etappe wartet direkt mit 1000 Höhenmetern auf und führt vorbei am Schloß Hohenaschau steil bergan bis zur Hofalm. Da das Wetter es nicht gut mit uns meint (es regnet ununterbrochen wie aus Eimern), kehren wir hier ein, erfreuen uns an Kaffee, Kakao und "Gezogenem" und trocknen vor allem unsere durchnässte Kleidung.
Leider hat während unserer Pause der Regen nicht nachgelassen, es kam auch noch ein Gewitter hinzu. Die Kinder haben super mitgemacht, deshalb sind wir trotz allem weiter in Richtung Hochrieshütte gewandert. Bei der Riesenhütte (dem eigentlichen Etappenziel), die leider geschlossen ist, haben wir uns eine Weile untergestellt, um wenigstens das Gewitter vorbeiziehen zu lassen.
Danach geht es zum Endspurt, welcher uns nochmal einiges abverlangt, haben wir doch noch 200 Höhenmeter zu überwinden. Immer noch völlig durchnässt, erschöpft aber überglücklich haben wir nach ca. 8 Stunden unser Ziel erreicht: die Hochrieshütte! Der Hüttenwirt erwartet uns schon im Eingangsbereich, zeigteuns wo wir unsere nassen Sachen zum Trocknen aufhängen können und bringt uns in unsere Zimmer.
Anschließend geht es endlich zum gemütlichen Teil über, wir essen uns einmal durch die Speisekarte (seeeeehr lecker!!) und genießen unser verdientes Bier!
Am nächsten Morgen werden wir dann nochmal für unsere Strapazen belohnt, die Gewitterwolken haben sich verzogen und wir haben diesen Ausblick direkt aus unserem Schlafzimmer.....
Nach einem ausgiebigen Frühstück in der sehr gemütlichen Gaststube genießen wir erstmal die beeindruckende Aussicht, die sich uns an diesem Morgen hier bietet:
Da (noch) niemand von uns einen Muskelkater oder sonstige Beschwerden hat, geht es dann aber auch bald los auf die zweite Etappe. Das Ziel heißt heute Spitzsteinhaus unterhalb des Spitzsteins (1596 m).
Die heutige Etappe hat 400 Höhenmeter und auch hier ist wieder Trittsicherheit erforderlich. Nach dem Abstieg vom Hochries geht es zunächst über einen Fahrweg hinunter bis zur Holzerhütte. Anschließend folgt der Aufstieg zum Predigtstuhl (1494 m), wonach man sich auf eine aussichtsreiche Gratwanderung teils über abschüssige Grashänge zum Klausenberg (1554 m) freuen darf.
Die naheliegende Klausenhütte ist nicht mehr bewirtschaftet, deshalb lassen wir uns bei einer idyllischen Hütte umgeben von Kuhwiesen nieder und genießen unsere Brotzeit.
Die Kinder sind guter Dinge, weshalb wir unseren Weg auch alsbald fortsetzen. Glücklicherweise haben wir auch heute wieder hervorragendes Wanderwetter, nicht zu warm und vor allem: trocken! Der Weiterweg führt uns westlich am Zinnenberg vorbei, anschließend über die weiten Wiesen der Feichtalm hinauf zum Kamm des Brandelbergs. Der anschließende Abstieg über felsiges Gelände ist nochmal echt anstrengend und erfordert volle Konzentration. Erschöpft erreichen wir nach ca. 6 Stunden das Spitzsteinhaus, wo wir uns ein reichhaltiges Abendessen verdient haben!
Übrigens schlafen wir hier und auch in der Hochrieshütte in 4er-Zimmern mit Stockbetten und Etagendusche bzw. -bad. Es gibt natürlich auch Matratzenlager, die dann etwas preisgünstiger sind. Wir sind (noch) keine Mitglieder im Deutschen Alpenverein, mit einer Mitgliedschaft verringern sich die Übernachtungspreise noch einmal etwas. Den Besuchern des Spitzsteinhauses wird empfohlen, am nächsten Morgen ausgeruht - am besten vor Sonnenaufgang - den Spitzstein zu erklimmen und das prächtige Panorama dort zu genießen. Da wir aber uns und unsere mitwandernden Kinder nicht überstrapazieren wollen, verzichten wir darauf und starten nach dem Frühstück in unsere dritte Etappe. Heute haben wir auf unserem Weg zur Priener Hütte 500 Höhenmeter im Abstieg und 700 im Anstieg vor uns. Zunächst führt der Weg über Almböden und durch den Wald bis zur Mesneralm, bevor es dann ziemlich steil abwärts Richtung Sachrang geht.
Im Tal überqueren wir die Bundesstraße und folgen dem Fahrweg Richtung Priener Hütte. Der Weg führt wunderschön durch den Wald und ist zum Abschluss nochmal so richtig schön steil. Hier gibt es dann zum ersten Mal auf unserer Wanderung einen Streik von einigen unserer Mitwanderer. Doch zum Glück lassen sich die Kinder relativ schnell wieder motivieren und so schaffen es alle wenn auch total ausgelaugt auf die wunderschöne Terrasse der Priener Hütte.
Hier schlafen wir übrigens mit unserer Mitwander-Familie zusammen in einem 7-er Zimmer. Die Priener Hütte hat auch einen Hüttenkater, der nachts auf Wanderschaft geht. Bei uns öffnete er selbstständig die Zimmertür, überquerte eines unserer Betten und setzte sich in aller Seelenruhe ans Fenster. Wer also nachts keinen tierischen Besuch empfangen möchte, sollte irgendwie seine Zimmertür verriegeln! Das Frühstück ist hier unserer Meinung nach das Beste der ganzen Wanderung. Wir brauchen auch eine ordentliche Stärkung, denn wir sind schon von den 3 Etappen, die wir erfolgreich hinter uns gebracht haben, ziemlich geschlaucht und erledigt. So erledigt, dass wir (nur kurz) über einen Abbruch der Wanderung nachdenken. Glücklicherweise schaffen wir es, uns auch noch gegenseitig für die letzte Etappe zu motivieren.
Heute durchwandern wir das Naturschutzgebiet Geigelstein. Wir gehen in einem weiten Bogen durch die Hänge des Geigelsteins, anschließend geht es ohne größere Steigungen über die Roßalm zum Weitlahnerkopf (1615 m). Hier erwartet uns ein aufregendes Highlight der ganzen Wanderung: es führt ein kleiner Steig über eine drahtseilgesicherte Stelle steil hinunter zum Dalsensattel (1050 m). Hier hatten wir (Erwachsenen) ehrlich gesagt so ziemlich die Hosen voll. Aber auch das haben wir gemeistert!
Nun liegt der letzte Anstieg vor uns. Hier kommen wir nochmal ganz schön ins Schwitzen, bevor die Bergstation der Kampenwandbahn erreicht ist. Bevor wir hinab ins Tal fahren, kehren wir erst nochmal in die wunderschöne Sonnenalm zur Stärkung ein.
Fazit:
Wir sind die Chiemgautour mit zwei 6-jährigen Kindern und einem 10-jährigen Kind gewandert. Hätten wir vorher gewusst, was uns erwartet, hätten wir die Wanderung so wahrscheinlich nicht gemacht. Ich denke, es ist keine Einsteiger-Hüttenwanderung aber für trainierte Wanderer mit Kindern ab 8 Jahren ist das wirklich die perfekte Tour. Trotzdem sind wir überglücklich und auch stolz, dass wir über unsere Grenzen gegangen sind und diese Tour bis zu Ende gewandert sind. Liebe Kathrin, danke für Pflaster, Himbeergeist und Kartentricks, lieber Til, vielen Dank für Deine Unterstützung als Routenplaner und lieber Justus, vielen Dank, dass Du uns alle unterwegs so schön unterhalten hast. Danke, dass wir dieses einmalige Erlebnis mit Euch teilen durften!